Die große Exkursion des Bochumer Botanischen Vereins führte in diesem Jahr an die Mosel. Auf dem Weg dorthin gab es aber zunächst einen ausgedehnten Zwischenstopp in der Vulkaneifel in der Nähe des Laacher Sees, um sich eindrucksvolle Zeugen des Vulkanismus und der Eiszeiten anzusehen - Botanik selbstverständlich inklusive.
Wenn sich vulkanische Herde im Untergrund durch den raschen Ausstoß von Gasen entleeren und das darüberliegende Herddach einbricht, entsteht eine kesselartige Hohlform, die als Caldera bezeichnet wird. Der Wehrer Kessel ist eine solche Einsturzsenke.
Am Rande des Kessels liegt der Dachsbusch, ein basaltischer Schlackenvulkan, der aus vulkanischen Schlacken, Bomben und zusammengeschweißten Lavabänken aufgebaut ist. Der Vulkankegel wird von rötlichen basaltischen Aschen bedeckt, die ebenfalls dem Dachsbusch-Vulkan entstammen. Im zentralen Bereich des Vulkans wurden diese Gesteine in einem Steinbruch gewonnen.
Gut getarnt, die Sichelschrecke (Phaneroptera falcata)
Geologischer Höhepunkt des Tages: Die Rutschfalte, ein Gruß aus sehr alten (Eis-)Zeiten
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Die Rutschfalte ...
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... mit 4 bis 5 Exkursionsteilnehmern (mouse it!)
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Diese Falte entstand sehr wahrscheinlich während der vorletzten Eiszeit (Saale-Glazial) vor etwa 150.000 Jahren. Damals war der Boden des Dachsbusch ständig bis in mehrere Meter Tiefe gefroren. Nur die obersten 1-2 m tauten zeitweilig auf. Dieser wassergesättigte Auftauboden rutschte langsam als breiartige Masse hangabwärts (Solifluktion). Hierdurch wurden die ursprünglich hangparallel abgelagerten Aschen verschleppt und umgebogen. Der Bereich der Umbiegung markiert die Grenze zwischen Auftauboden und Permafrost (Permafrosttafel). Die oberflächennahen Schichten tauten häufiger auf als die tieferliegenden Bereiche des Auftaubodens, weshalb sie schneller abwärts wanderten als die tieferen Schichten. Später, aber noch während der Saale-Eiszeit, wurde der Dachsbusch von Löss überweht, der als dünnes helles Band über den rötlichen Aschen erkennbar ist. In ihm sind einige größere Blöcke und Steine eingebettet, die vom Gipfel des Dachsbusch durch den Prozess der Solifluktion mit dem Lössbrei hangabwärts gewandert sind. Schließlich erfolgten dann am Ostrand des Weherer Kessels Bimstuff-Ausbrüche, die den ganzen Dachsbusch-Vulkan überschütteten. Durch diese als "Gleeser Bims" bezeichneten Ablagerungen wurden die Rutschfalte und der überlagernde Löss vor Abtragung geschützt.
Immer wieder eindrucksvoll, die Mohrenblüte der Möhre (Daucus carota), mouse it!
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Gold-Klee ...
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... Trifolium aureum
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mit ungestieltem Endfiederblatt ....
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... im Gegensatz zum Feld-Klee (Trifolium campestre)
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Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum)
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Zierliches Labkraut (Galium pumilum)
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Ovalblättriges Sonnenröschen ...
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... Helianthemum nummularium ssp. obscurum = H. ovatum
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Roter Zahntrost (Odontites vulgaris)
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Sommerwurz (Orobanche spec.), wie so einiges schon ziemlich "durch"
Wingertsbergwand Die mächtigen Ablagerungen der Wingertsbergwand entstammen dem Ausbruch des Laacher-See-Vulkans. Dessen in der Tiefe aufgestauten Gasmengen brachen plötzlich mit enormer Gewalt aus und rissen die leichten aufgeschmolzenen Gesteinsmassen des oberen Herdes mit sich, die unter dem Gasdruck schaumartig aufblähten und zu hellem Bims erstarrten. In gewaltigen Explosionen entleerte sich der Herd; Bims und Aschen wurden in große Höhen geblasen. Die tagelangen Aschenregen wurden im Minutentakt von Strömen heißer Glutwolken unterbrochen. Der Ausbruch des Laacher-See-Vulkans war eine wahre Katastrophe, die sich vor etwa 13.000 Jahren ereignete. In wenigen Tagen wurden ca. 16 km³ Bims gefördert. Das war mehr als bei der berühmten Eruption des Vesuv im Jahre 79 n. Chr., bei der die Stadt Pompeji durch Glutlawinen und Aschenwolken verschüttet wurde. Nach der plötzlichen Entleerung der Magmenkammer brach die Erdkruste ein, wodurch die 2x3 km große Caldera entstand, die sich anschließend mit Wasser füllte. Der Laacher Kessel ist somit wie der Wehrer Kessel kein Maar, weil seine Hohlform nicht durch explosive Ausräumung, sondern durch Deckeneinsturz entstand.
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Im Bims findet sich häufig ...
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der meist nur 1-2 mm große Hauyn.
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Um Missverständnissen vorzubeugen: Hier wird keine Notdurft verrichtet, hier wird eben jenes Mineral gesucht.
Flora
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Dazu passend, eine Felsennelke, und zwar die Sprossende (Petrorhagia prolifera)