Exkursion: Bochum-Wattenscheid, ev. Friedhof in Westenfeld - 06.07.2023 Die Bedeutung von Friedhöfen im Siedlungsraum ist bei Botanikerinnen und Botanikern schon länger bekannt, rückt aber auch zunehmend in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Auf dem ev. Friedhof Wattenscheid-Westenfeld wird inmitten der dichten Besiedlung viel für die Biodiversität getan. Anpflanzung zahlreicher Gehölze, Anlage von bunten Blühflächen aber auch klassischer Glatthaferwiesen stellen für die Tierwelt eine wichtige Nahrungsquelle dar. Daneben sind Schotterwege, magere Zierrasen, ungepflegte Gräber und waldähnliche Bereiche interessant für die Botanik. Der Friedhof bekam 2022 vom NABU die Auszeichnung als "Schmetterlingsfreundlicher Friedhof". Neben der Suche nach seltenen und typischen Pflanzenarten eines Friedhofs wurde einiges über das Konzept von ökologischen Friedhöfen dargelegt.
Die Artenerfassung auf dem Friedhof erfolgt seit 2020 im Rahmen eines Projektes in Zusammenarbeit mit dem BUND Bochum. Der aktuelle Stand der kartierten Artenzahlen kann auf der dafür eingerichteten Seite beim BUND abgerufen werden.
Leitung: Holger Sense, Corinne Buch & Dr. Armin Jagel
Protokoll
Großer Andrang auf dem Wattenscheider Friedhof, mehr als 50 Personen interessieren sich für den ökologischen Friedhof in Wattenscheid (© C. Buch)
Einführung (© A. Jagel)
Bisherige Ergebnisse der Untersuchung zur Artenvielfalt. Derzeit sind 925 Arten bekannt, davon 682 Wildpflanzen- und Tier-Arten (© C. Buch)
Beispiele von Wildkräutern ("Unkräutern") von Wegen und Gräbern (© H. Sense)
Bewimperte Fingerhirse (Digitaria sanguinalis, © A. Jagel)
Aufrechtes Mastkraut ... (© A. Jagel)
... Sagina micropetala (© A. Jagel)
Kriechender Sauerklee (Oxalis repens ), ein Neophyt aus dem Mittelmeerraum (© A. Jagel)
Gefleckte Wolfsmilch (Euphorbia maculata ). Sie stammt aus Nord-Amerika und wurde bei uns zunächst nur auf Friedhöfen gefunden. Mittlerweile wächst sie aber auch auf Bürgersteigen (© A. Jagel)
Pflanzen der Staudenbeete mit Woll-Ziest, ... (© C. Buch)
... Stachys byzantina, ... (© A. Jagel)
... der gerne angekommen wird von der Großen Wollbiene (Anthidium manicatum , © A. Jagel)
Ein weiteres, spektakuläres Staudenbeet, in dem es fast das ganze Jahr über blüht: Der Urnengarten. Ein Hochbeet mit insektenfreundlichen Pflanzen, in denen auch Urnen beigesetzt werden (© A. Jagel)
Unter den reichlich blühenden Arten .... (© C. Buch)
.... fremdländische Zierpflanzen, von denen einige mittlerweile in NRW im Siedlungsbereich eingebürgert sind, wie die Hängepolster-Glockenblume (Campanula poscharskyana ), hier mit Steinhummel (Bombus lapidarius )
Aber auch in NRW heimische Arten, wie die Wilde Malve (Malva sylvestris ) ... (© A. Jagel)
... und sogar in der Natur sehr seltene Arten, wie z. B. die Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana ) finden als gärtnerische Sorte einen Platz (© A. Jagel)
Ameisen trinken an den Nektardrüsen (© A. Jagel)
Bedeutung und Pflanzen von Vielschnittrasen, z. B. (© A. Jagel)
Weiß-Klee (Trifolium repens , © A. Jagel)
Kleine Braunelle (Prunella vulgaris , © A. Jagel)
Rotes Straußgras (Agrostis capillaris , © A. Jagel)
Kleinköpfiger Pippau (Crepis capillaris , © A. Jagel)
Daneben eine Fläche mit echten Wiesenpflanzen aus Regiosaatgut (© H. Sense)
Saisongemäß blüht gerade viel Wilde Möhre (Daucus carota , © A. Jagel)
Viele der Dolden haben in der Mitte sog. Mohrenblüten, ... (© A. Jagel)
deren Funktion nicht sicher geklärt ist. Sie dienen womöglich dazu, ein vorbeifliegendes Insekt neugierig zu machen, weil es den Eindruck hat, dass da schon ein anderes Insekt sitzt. Und dann gibt es da womöglich was zu holen. Ein Trick der Pflanze, Bestäuber anzulocken (© A. Jagel)
Dazwischen die Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea agg.), mit Honigbiene (Apis mellifera ), .... (© A. Jagel)
... und Wildbienen, wie z. B. der Gelbbindigen Furchenbiene (Halictus scabiosae , © A. Jagel)
Da das Beet nicht zu jedem Zeitpunkt so ordentlich aussieht, wie es sich Besucher und Besucherinnen wünschen könnten ... (© A. Jagel)
... wird informiert (© A. Jagel)
Ein Stückchen weiter wurde vor drei Jahren eine "richtige" Wiese angelegt: eine Glatthaferwiese, für die der Zierrasen vorab entfernt wurde: Nach Einsaat mit mit Regiosaatgut wird sie nun zwei Mal im Jahr gesenst/gemäht. Hier wird Insekten nicht nur ein Restaurant geboten, sondern auch ein geeigneter Wohnraum im Boden (© A. Jagel)
Versammlung um Gräber (© A. Jagel)
Was blüht denn da? (© A. Jagel)
Eine Orchideen-Art, die auf Friedhöfen zahlreich vorkommt: ... (© A. Jagel)
... die Breitblättrige Stendelwurz, ... (© A. Jagel)
Epipactis helleborine (© A. Jagel).In Bochum ist sie eine regelrechte Stadtorchidee
Am Gebüschrand eine Erdbeere, die viel besser schmeckt, als die aus dem Laden: die Wald-Erdbeere (Fragaria vesca , © A. Jagel)
Beete mit einjährigen Pflanzen, die jedes Jahr neu eingesät werden müssen ... (© H. Sense)
... sog. "Wildblumenmischungen" oder "Blühpflanzen" oder noch schlimmer: "Wiesenblumenmischung" (© A. Jagel)
Schön bunt, aber mit Wiese hat das nichts zu tun (© A. Jagel)
Kronen-Wucherblume (Glebionis coronaria ) aus dem Mittelmeergebiet mit Sandbiene (Andrena spec.) (© A. Jagel)
Jungfer-im-Grünen (Nigella damascena ), sie stammt ebenfalls aus dem Mittelmeergebiet (© A. Jagel)
... wie auch der Inkarnat-Klee (Trifolium incarnatum, © A. Jagel)
Buchweizen (Fagopyrum esculentum ) mit Lederwanze (Coreus marginatus ) (© A. Jagel)
Saat-Kuhnelke (Vaccaria hispanica ). Sie war in NRW früher ein heimisches Ackerwildkraut, ist aber hier schon seit über 100 Jahren ausgestorben (© A. Jagel)
Auch die viel bekanntere Kornrade (Agrostemma githago ) ist eine heimische Pflanze Nordrhein-Westfalens. Aber auch ihre letzten Wildvorkommen in Äckern sind vor einigen Jahrzehnten erloschen (© A. Jagel)
Eine weitere Wiese, die aber noch entwickelt werden muss. Wird der Zierrasen vorher nicht entfernt, dauert die Entwicklung zu einer wertvollen Glatthaferwiese deutlich länger. "Einfach wachsen lassen, die Natur hilft sich selbst", funkioniert nicht (© A. Jagel)
Zwischen und auf den Gräbern wachsen ... (© C. Buch)
... natürlich auch Heilpflanzen, wie z. B. das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum ). Zerreibt man die Blüten, färben sich die Finger rot (© A. Jagel)
Der Kompass-Lattich (Lactuca serriola ) aus dem Mittelmeergebiet zeigt an, wo Norden und Süden liegen (© A. Jagel)
Auf dem Lagerplatz darf alles wachsen. Die vielfachen Störungen durch Erdbewegungen und Ablagerungen von Pflanzenabfällen sorgen für eine abwechslungsreiche Flora (© A. Jagel)
© A. Jagel
Ein attraktiver Spätblüher aus dem Südosten Nord-Amerikas: ... (© A. Jagel)
... die Strauch-Rosskastanie (Aesculus parviflora , © A. Jagel)
Beliebt nicht nur bei Honigbienen ... (© A. Jagel)
... sondern auch bei anderen Insekten, wie z. B. dem Trauerrosenkäfer (Oxythyrea funesta , © A. Jagel)
"Biotopbäume" bieten der Tierwelt wichtiges Totholz. Hier brütet z. B. der Buntspecht (© A. Jagel)
Ein Förderturm aus Totholz als Rückzugsort für Kleintiere und Insekten (© A. Jagel)
im Offenen oder Grünen Klassenzimmer können Kindergärten und Schulklassen Freiluftunterricht durchführen (© A. Jagel)
Zusammenfassung (© A. Jagel)
© F. Plöger
Ansprechpartner: Armin Jagel