Exkursion in die Eifel 07.06.2012-10.06.2012 - Dreimühlener Wasserfall
Einleitung / NSG Dachsbusch / Laacher See / Wingertsbergwand & Basaltsteinbruch Ahl / Spitznack & Loreley am Mittelrhein / Dauner Maare / Mosenberg, Wolfsschlucht / Hatzenport im Moseltal / Dreimühlener Wasserfall / Wacholderheide Hönselberg
Der Dreimühlener Wasserfall, auch als Nohner Wasserfall bekannt, befindet sich wie der nächste Exkursionsstandort (Hönselberg) im Bereich der Hillesheimer Mulde. Hierbei handelt es sich um eine der insgesamt neun Kalkmulden der Eifeler Kalkmuldenzone zwischen der Mechernicher-Trias-Bucht im Norden und der Trierer-Trias-Bucht im Süden. Die Kalk-, Dolomit- und Mergelsteine stammen aus dem späten Unterdevon (Emsium) und dem Mitteldevon (Eifelium und Givetium) und haben ein Alter von rund 400 Mio. Jahren. Es handelt sich häufig um Riffbildungen im damaligen Devonmeer. Die Mulden wurden im Rahmen der variszischen Orogenese und Gebirgsfaltung angelegt und weisen daher die typische SW-NO-Orientierung auf. Im Bereich der Sättel, den konvexen Gegenstücken zu den Mulden, wurden die Kalksteine abgetragen. Nur in den geologischen Mulden konnten sie sich erhalten.
Der geologische Begriff Mulde bezieht sich nur auf den inneren Faltenbau des Gebirges und nimmt keinen Bezug auf die heutige Geländeform. So liegen der Hönselberg wie der Nohner Wasserfall im Bereich eines zum Großteil bewaldeten Höhenzuges zwischen dem flacheren äußeren Saum und dem Kern der Hillesheimer Mulde, der sich aus Kalksteinen des Oberen Eifeliums und Unteren Givertiums (Mitteldevon) aufbaut. Auch die großen Steinbrüche bei Ahütte sind in ihm angelegt.
Südwestlich von Nohn wird dieser Höhenzug vom eng eingeschnittenen Ahlbachtal durchbrochen. Dort befindet sich der Dreimühlener Wasserfall mit einer interessanten Entstehungsgeschichte. Am Hang des Ahlbachtales tritt auf breiter Front stark kalkhaltiges Wasser an der Grenze des oberen Grundwasserstockwerks (Dreimühlen- bis Bolsdorf-Schichten) zu den liegenden, wasserundurchlässigen Mergel-Partien der Cürten-Schichten aus, dass einst in vielen Rinnen dem Ahlbach zuströmte und dabei am Unterhang massenhaft Kalktuff in Form einer über 300 m langen und 100 m breiten Terrasse abgelagert hat. Beim Bau der mittlerweile stillgelegten Eisenbahnstrecke um 1910 wurden die Bäche vereinigt und in einer künstlichen Rinne unter dem Bahnkörper hindurchgeführt, so dass sie nun als Wasserfall in den Ahbach stürzen. Beim Verspritzen des sehr karbonatreichen Quellwassers (ca. 200 mg Calcium/Liter) an der Überlaufkante der Kalksinterterrasse tritt Kohlendioxid aus dem Wasser aus. Dadurch verringert sich die Löslichkeit des Kalkes im Wasser und es wird in Form von Calciumkarbonat (CaCO3) ausgefällt. Die Karbonatausfällung wird durch die den Wasserfall überwuchernden Moose beschleunigt, da sich hierdurch die Oberfläche vergrößert. Hierbei spielt vor allem das Laubmoos Palustriella commutata (= Cratoneuron commutatum) eine entscheidende Rolle. Das Moos wird von einer Karbonatkruste überzogen und versteinert zum porösen Kalktuff, der auch als Kalksinter oder Travertin (Süßwasserkalk) bezeichnet wird. Der Verkrustung entgegnen die Moose mit entsprechend schnellem Wachstum. Die Karbonatabscheidung an den Moospflanzen wird zusätzlich durch eine Kieselalgenart verstärkt, die die Blättchen des Mooses gallertartig überzieht und an denen der Kalk besonders gut ausfällt. An den Moospolstern fallen so stündlich etwa 0,5 kg Calciumkarbonat aus, was einer jährlichen Masse von 4,5 Tonnen entspricht. So bildete sich bis 1986 eine 12 m lange und 5 m hohe Mauer. Da der Wasserfall auf dem weichen Auelehmuntergrund abzurutschen drohte, wurde der vordere Teil zwecks Entlastung abgetragen und die Mauer durch Betonfundamente gesichert, was man dem Wasserfall heute jedoch nicht mehr ansieht.
Eschghi, I, Kasig, W. & Laschet, Ch. o. J.: Erläuterungstafel am Dreimühlender Wasserfall.
Meyer, W. 1986: Geologie der Eifel. - Stuttgart: Schweizerbart´sche.
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Ansprechpartner: Till Kasielke
Armin Jagel