Exkursion: Bochum-Langendreer: Ümminger See - 21.05.2011
Der Ümminger See! Berühmt - berüchtigt. Aus botanischer Sicht kann man ihn wohl ohne Übertreibung das unnatürlichste und unattraktivste Gewässer Bochums nennen. Die Ufer sind durch Betongitter befestigt, sodass sich kein Röhricht ausbilden kann. Nur hier und da sind überhaupt Sumpfpflanzen zu finden. Das Wasser selbst ist nahezu frei von Höheren Pflanzen. Horden von neozoischen Gänsen lassen sich am Ufer durch Besucher mästen, halten den Rasen kurz und hinterlassen allerorts Tretminen, so dass man selbst auf den Wegen am besten immer vor die eigenen Füße schaut. Im Wasser lebt der Rote Amerikanische Flusskrebs. Aber nachdem man die Schaumentwicklung mithilfe der Ruhr-Universität schon seit einigen Jahren in den Griff bekommen hat und der "Fäkaliengeruch" (s. Wikipedia") nicht alljährlich wahrzunehmen ist, eignet sich das Gewässer gut als Freizeitgewässer für Spaziergänger und Jogger. "Schwimmen verboten", versteht sich. Der See entwässert im Westen in eine Betonrinne, die in Bochum als "Köttelbecke" bekannt sind. Hier nennt man ihn Ölbach. Hervorzuheben ist allerdings die Bedeutung des Sees für Fledermäuse, die hier abends in beträchtlichen Individuenzahlen jagen.
Am Westende des Ümminger Sees wurden vor mehr als 20 Jahren einige Teiche angelegt, die wahrscheinlich als "Biotope" gedacht waren und dementsprechend auch mit dem üblichen Sortiment an "Teichbiotop-Arten" bestückt wurden. Als markanteste Exotin ist hier die Krebsschere (Stratiotes aloides) zu nennen, die sich aber bereits nach wenigen Jahren wieder verabschiedet hat. So sind auch viele andere dieser gut gemeinten "Ansalbungen" heute verschwunden, andere aber konnten sich halten.
An Wegrändern und in Gebüschen finden sich gepflanzte exotische Bäume und Sträucher, die dem ganzen ein bisschen Farbe geben sollten.
Aufgrund der geschilderten Umständen bleibt in sehr vielen Fällen offen, inwiefern sich besonders die Arten der Gebüsche und der Teiche hier eigenständig einfinden konnten, gerade dann, wenn es sich im Prinzip durchaus um heimische oder wenigstens westfälische Arten handelt, wie z. B. die Salz-Teichbinse (Schoenoplectus tabernaemontani), die auf der Roten Liste Nordrhein-Westfalens steht und sich hier entweder selbst eingefunden oder aber nach Anpflanzung eingebürgert haben.
Bei aller Kritik am Gebiet: Als Exkursionsgebiet für den Bochumer Botanischen Verein eignete es sich allemal, schon um auf Misstände hinzuweisen und Artenlernen kann man überall. Eine bessere Bewertung des Gebietes findet man übrigens unter hier (nicht mehr erreichbar).
Die Exkursion fand zum ersten Mal in Kooperation mit dem NABU Bochum statt und war ausgeprochen gut besucht. Neben der Flora wurden auch die Vögel aufgenommen. Die charakteristischen Neo-Aves waren aber heute nicht zu sehen. Sie trieben sich ganz am Ostende des Sees herum, wo es eine Veranstaltung gab, die offensichtlich mehr auf Ihr Interesse traf.
Ansprechpartner: Armin Jagel